[24. März 2021]
New York war immer ein Traumziel. Ich bin quasi in Carries Apartment aufgewachsen, habe mit Samantha über die Gentrifizierung des Meatpacking District aus meinem Kinderzimmer heraus geschimpft und an Cosmopolitan habe ich mich mit 16, 18 und 23 nochmal so richtig betrunken. Ich wollte unbedingt auch mal keine Suppe vom »Soup Nazi« bekommen. Auf einer Treppe der Brownstone-Gebäude B.I.G. hören. Und mit der Stiletto-Mules-Meute auf den kopfsteinpflasterlosen Gehwegen stolzieren. Viel zu lang war das eine dieser Vorstellungen, die beim Drandenken jedes mal ein bisschen besser wird.
Und nach 19 Jahren gedanklicher Veredelung stand New York unter einer Menge Druck, besser die coolste Stadt der Welt zu sein. Spoiler-Alarm: Isse nicht. Zumindest nicht für mich. Da war nichts neu, nichts aufregend – noch nicht mal »vor 19 Jahren«-neu. Dafür war all das Nicht-Neue sehr, sehr teuer und sehr, sehr segregiert. Das war enttäuschend; ein bisschen wie Herzschmerz. Aber mit 30 weiß ich ja, dass auch der vorbeigeht. New York ist also eine dieser Schwärmereien, die man besser nie auf einen ersten Kaffee trifft, damit man auch noch in zehn Jahren von ihr träumen kann.
