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IZAIZAskop: Krebs

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Ein bisschen Einsiedler, ein bisschen Strandkrabbe – und doch ist der Krebs ein Socializer. Er braucht den Trubel, das Seitwärtshetzen mit den Wellen am Strand, um nicht im Stillstand zu ertrinken. Krebse sind wendig, schnell und intuitiv; und trotzdem leben sie in Abhängigkeit: vom Wasser, von der Liebe. Als harmoniebedürftige Wesen haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, den Kreis an Herzensmenschen um sie herum mit besonderer Sorgfalt zu pflegen. Sie sind die geborenen Gastgeber: Egal ob Dachterrassendinner oder ein Grillabend am Lagerfeuer, die weißen Servietten sind perfekt gefaltet und die Würstchen gehen ganz sicher nicht aus! Ihre ausgeprägte Empfindsamkeit zeigt sich jedoch nicht nur in unübertrefflichen Tischarrangements, sondern auch in regelmäßig verwischtem Mascara: Tränen gibt’s beim Krebs nicht nur beim Finale der großen Hollywoodromanze.

Und all das macht den Krebs so roh und zerbrechlich. Dafür benötigt er seinen Panzer – um sich an manchen Tagen vom Vielen und Großen in der Welt abzuschirmen. Dann muss er allein sein, sinnieren und seine innere Mitte finden. Ob er das in der Position des halben Skorpions, des Kamels oder mit einer Kurzmeditation erreicht, ist nebensächlich. Quality Time heißt für ihn: »In with anger and out with love«. So schöpft er nicht nur Kraft, um in eine neue Runde voller Fürsorglichkeit und Aufopferung zu starten, sondern vergewissert sich auch des Wohlwollens seiner Nächsten: Denn der Zwiespalt des Krebses im Umgang zwischenmenschlicher Natur liegt hauptsächlich darin, dass er nicht vergessen kann; Gutes wie Schlechtes. Ist das Vertrauen einmal gebrochen, gibt es bei ihm nur in den seltensten Fällen eine zweite Chance. Hat man jedoch einen Stein bei ihm im Brett – dann auf ewig.

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