Von Steinen und Stöckern zu überteuerten Gimmicks und komplexer Software: alles am Puls der technischen Zeit.
Er kann nicht anders: Ob Modellautos, Roboter oder komplizierte Computerspiele – die Affinität zu Technik und der damit verbundenen stundenlangen Beschäftigung mit allem, was irgendwie kompliziert aussieht, wird dem Mann evolutionsbedingt in die Wiege gelegt.
Psychologen fragen sich schon längst nicht mehr, warum es mehr internetsüchtige Männer als Frauen gibt oder weshalb sie in Paartherapie-Gesprächen das halsbrecherische Rasen bemängelt, während er nur gelangweilt mit den Schultern zuckt. Schneller, höher, weiter – sie sind auf der Jagd. Und das schon seit mehr als zwei Millionen Jahren. Das mussten sie auch; wie sonst hätten sie zur Arterhaltung beitragen können?
Doch allein mit Stöckern und Steinen auf Mammuts zu werfen, stellte sich auf Dauer als wenig effektiv heraus. Sodass sich der kluge Ur-Mann die Zeit nahm, ein bisschen Brainstorming zu betreiben und auf die alles erschütternde Idee kam, eins und eins zusammen zu zählen: Speere und Steinkeile waren entdeckt.
So setzte sich schnell der durch, der die erfolgreichste Technik beim Jagen umsetzte. Als Evolutionsfaktoren sorgten Mutation und Selektion für die Perfektionierung der technischen Geschicklichkeit und das Aussterben des handwerklich eher Unbegabten. Doch in einer Zeit von Tiefkühlware und abgepackter Hähnchenbrust ist das Jagen in Vergessenheit geraten. Wohin also mit all der technischen Kreativität? Richtig: in die Garage, das Wohnzimmer oder ins Europäische Kernforschungszentrum nach Genf.
#1 Optimus Prime – ca. 800 €
Die Transformers ließen wohl kaum ein Jungs-Herz in den 80er-Jahren unberührt. Was als bloße Roboter-Serie auf den Spielzeugmarkt kam, wurde schnell mit emotionalem Hintergrundwissen gefüttert: Eine Zeichentrickserie formte jedem der spektakulär wandelbaren Figuren einen ganz eigenen Charakter. Seitdem war es nicht nur das Transformieren vom Truck in den Anführer Optimus Prime, das Kinderaugen zum Leuchten brachte, sondern auch der Fakt, dass dieses 35-Zentimeter-hohe Spielzeugtechnik-Wunder auch irgendwie mehr war als nur angesagte Plastik aus dem Warenregal.
Die Sammler-Werte variieren nach Baujahr und Material; so wurde der bisher offiziell höchste Wert für ein Original-Model des Optimus Prime aus den 80ern für 1025 US-Dollar auf Ebay verkauft. Derzeit bietet sich jedoch eine Limited-Edition in Schwarz für 9999 US-Dollar auf der gleichen Plattform an.
#2 Bugatti Veyron Diamond – 2,4 Mio €
Autos müssen nicht immer zwingend schnell sein – sie können sich in ganz seltenen Fällen auch mal gar nicht bewegen lassen. Dafür sollten sie aber einen triftigen Grund haben, wie zum Beispiel eine Karosserie aus 24-karätigem Gold, 925er-Sterlingsilber und Platin. Teurer als das tatsächlich fahrbare Model, gibt’s den Bugatti Veyron Diamond dafür zusätzlich mit einem Kühlergrill aus 7,2-Karat-Diamanten. Die Herstellung eines einzelnen Models dauert zwei Monate – und verlangt dem englischen Nobeldesigner Stuart Hughes eine Menge Feingefühl ab. Unter der Kontrolle des deutschen Ingenieurs Robert Gülpen wird auf eine penible Umsetzung der Technik geachtet. Das Modellauto ist derzeit das teuerste der Welt – und mit nur drei Stück auch so ziemlich rar.
#3 Blacktrail – 59.500 €
Zwei Kilogramm Carbon-Rahmen und einen Elektromotor mit 1,6 PS machen das Gesamtgewicht von 20 Kilogramm des teuersten E-Bikes der Welt aus. Jay Leno und Orlando Bloom genießen bereits die fast 100km/h auf dem ansehnlichen Kohlefaser-Titan-Mix. Und da bereits zu Zeiten der Ur-Menschen alles nach Bewegung schrie, ist das Blacktrail die Neuzeit-Entwicklung für den Mann, der noch immer ein bisschen rastlos umherzieht – aber mit Stil.
#4 Large Hadron Collider – 3 Mrd €
Higgs-Teilchen, Supersymmetrie und Quark-Guon-Plasma: Der teuerste Teilchenbeschleuniger aller Zeiten wurde nach 15-jähriger Bauphase im Jahr 2008 in Betrieb gesetzt. Seither lassen Physiker in seinem Inneren Teilchen bei noch nie zuvor erreichten Geschwindigkeiten aufeinanderprallen – um dem Geheimnis rund um den Urknall etwas näher zu kommen. Der Drang nach technischer Innovation und baulicher Umsetzung findet hier wohl seinen Höhepunkt. Demnach scheinen die Männer in weißen Kitteln um ihn herum das äußerste Ausmaß der technisch-bedingten Selektionsfaktoren darzustellen.
#5 Grand Theft Auto IV – ca. 70 Mio €
Als eins der bekanntesten und beliebtesten Videospiele aller Zeiten wurde die Entwicklung des vierten Teils der GTA-Reihe auch zum teuersten. Nicht zwingend für den Konsumenten – aber für die Väter (und Mütter) des Spiels bei Rockstar Games. Mit 100 Millionen US-Dollar steigt es an die Spitze der preisintensivsten Produktionskosten von unterhaltsamer Software. Mit einer Zielgruppe, die spätestens seit dem zweiten Teil der Spielserie das Teenager-Alter übersteigt, ist Grand Theft Auto IV ein offizieller Beweis dafür, dass auch Männer jenseits der 30 ihr Geschick gern in Strategiespielen mit technischer Basis münden lassen.