[10. Februar 2023]
Wenn die Wintergarderobe langweilt, ist bei mir Frühlingsbeginn. Da können sich Meteorologen, Phänologen und Christen noch so uneinig sein – für mich ist weder das Datum noch die Haselblüte entscheidend, auch nicht, ob bald wieder Ostern ist. Sondern der Moment, wenn mir plötzlich alle möglichen Cardigan-Rollkragen-Kombinationen zum Hals heraushängen und die Wollröcke schon wieder leichtes Pilling bekommen.
Was nicht heißt, dass sie keinen guten Dienst erwiesen haben, diese wärmenden Kleidungsstücke für die zugige Jahreszeit. Ganz im Gegenteil: Ein Teil von mir freut sich darauf, mich wieder auf sie freuen zu können! Aber der andere Teil, der braucht einfach kurz mal Abstand, eine Pause. Da helfen keine überraschenden Accessoires, auch keine völlig aus dem Kontext gerissenen Dresscode-Interpretationen für Abendveranstaltungen (wie ein Ski-Anzug mit Lederfransen zum FAZ-Modeempfang). Weil sich alles anfühlt wie ein zu lang gekauter Kaugummi, wie ein und derselbe Look die ganze Fashion Week über.
Dann bin ich bereit für »florals for spring«, für endlich mal wieder was anderes außer Tertiärfarben: rote Kaschmir-Tops, die den Bauchnabel zeigen, weiße Viskose-Röcke und Riemchensandaletten zum Beispiel. Die generös aufgerundeten 10 Grad wirken damit nämlich gar nicht mehr so unfreundlich eisig, sondern vielversprechend mild. Und vielleicht öffnet sich sogar irgendwo eine Knospe, auch wenn nur als Print auf meiner Bluse – bunt gefärbte Eier gibt es im Supermarkt aber ganz bestimmt schon wieder.
