[14. Oktober 2022]
Kleider machen Leute. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob Gottfried Keller mit seiner Novelle auch Teile wie meine swimmingpoolblaue Lycra-Leggings meinte, mit der ich mich schon beim Anziehen direkt ein paar BMI-Punkte leichter fühle. Aber unterm Strich ist’s doch das gleiche: Was wir tragen, tragen wir nach außen.
So weckt auf den Leib geschnittenes Vintage-Leder in mir unweigerlich die kettenrauchende Halbstarke, die schon zum Frühstück Whiskey kippt. Ist das Leder midilang in druckgeknöpfter Bleistiftform und von Escada aus den 80ern, wird der Whiskey zum Martini – und den gibt’s zur Cocktail-Hour nach der Gehaltsverhandlung. Denn was der Schneidergeselle Strapinski, aus der Feder des Schweizer Dichters entsprungen, damals machte, war vielleicht nichts anderes als genau das: Power-Dressing par excellence.