[30. Mai 2021]
Seitdem ich aus Versehen in einem Jogging-Ratgeber gelesen habe, dass das Laufen auf Beton gar nicht schädlicher für unsere Knie ist als auf Waldboden, fühle ich mich bestätigt. Zum einen darin, dass es völlig okay ist, die Natur nicht zwingend als seelischen Kurort zu erküren. Denn ist die nicht etwas, aus dem sich der Mensch sehr zielgerichtet hinausentwickelt hat? Die Evolution hat ja nicht allzu viel übrig für Prokrastination. Zum anderen, dass Shopping eben doch Cardio sein kann.
Ich gehe sogar soweit, meinem Orthopäden zu widersprechen und sage: Wer mit Absätzen regelmäßig das Wandern entlang der Schaufensteralleen absolviert, stärkt Knorpel und Geist. Auch die Wadenmuskulatur, übrigens chronisch vernachlässigt bei all den Bauch-Beine-Po-Kursen, bekommt dabei ihr Fett weg. Und ich bin mir sicher, es lässt sich sogar feministisch proklamieren, dass Frauen jetzt auch mal diesen Teil des Körpers für sich beanspruchen sollten – wurden sie doch so lang nur auf ihre Fesseln reduziert.
Ein Physiotherapeut empfahl mir als Balance zu exzessivem Absatz-Tragen übrigens das Laufen im Sand. Nach dem Sale-Dauerlauf also mit Schirmchen im Cocktail den Beach-Volleyballern zuschauen? Ich habe mir sagen lassen, dass das auch auf Schwangere eine sehr entspannende Wirkung hat – die Volleyballer, nicht der Cocktail (sagte sie).
Wer mit dieser Analyse zu seinem Hausarzt geht und um eine ärztliche Verordnung und eine Kreditkarte bittet, möge mir beides mitbringen – ganz im Sinne einer solidarischen Gesundheitspolitik.
