[10. August 2020]
Den Farbfilm hatte ich nicht vergessen. Obwohl ich nicht weiß, ob er so notwendig war, wie Frau Hagen das zum Beziehungsdrama ersang. Hiddensee fühlte sich nach Kaffeefahrt an: Ausgespuckt von der Fähre am Hafen, schoben sich die Massen vorbei an Bernsteinjuwelieren und Muschelmobilé-Ständen hin zum Dornbusch. Ein Gros der Menschen ließ sich meiden, indem man nicht mit dem Planwagen fuhr. Noch mehr Abstand bekam man mit dem Fahrrad. Und ganz allein war man, wenn man neben der Pferdekoppel am Lama vorbei vom Hauptweg abfuhr und mit dem Klapprad im Sand stecken blieb. Doch der Dornbusch ist wie Rom: Es gibt keinen Weg auf Hiddensee, der nicht irgendwann an ihm vorbeiführt. Noch nicht mal, wenn man sich zur Freibewitterungsstation des Magdeburger Instituts für Lacke und Farben verirrte. Und scheinbar verstehe ich mehr von Lacken als von Leuchttürmen, denn den fand ich enttäuschend unspektakulär. Aber was hatte ich eigentlich von einem Leuchtturm erwartet? Zum Glück hat Hiddensee die Insel-Joker: Strand und Meer. Das reicht meinem Urlaubs-Ich, da bin ich beinahe bescheiden. Im Sand rumzuliegen und auf Wellen zu schauen ist meine ehrenamtliche Profession. Doch selbst dabei zahlen sich Überstunden nicht aus. Mein Gesicht nahm alle UV-Strahlen auf, die es bekommen konnte; und noch mehr. Am Ende rettete Sanddorn-Lotion wenigstens ein paar meiner dreißigjährigen Hautzellen. Trotzdem war Sonnenbrand immer noch das beste Souvenir, das man auf Hiddensee bekommen konnte.
