Er gilt als Pionier der deutschen Staudenzucht. Viele seiner Züchtungen zählen heute zu den beliebtesten Staudenarten im Garten – darunter Rittersporn, Phlox und Astern. In seinem Garten in Potsdam-Bornim züchtete Karl Foerster von 1912 bis zu seinem Tod 1970 nahezu 370 Stauden und Gräser, studierte ihre Standortansprüche, Widerstandsfähigkeit und Frostempfindlichkeit und experimentierte mit Farb- und Formkompositionen. Er verfasste außerdem 30 Bücher und unzählige Aufsätze, die heute als Klassiker der Gartenliteratur gelten.
Durchblühen sollte es. Ein ganzes Jahr voller botanischer Kleinodien – das hatte sich Karl Foerster zum Leitmotiv gemacht. Gleichnamig war demnach das letzte Werk, das der Naturphilosoph und Pflanzenzüchter zwei Jahre vor seinem Tod veröffentlichen ließ: „Es wird durchgeblüht“. Der Titel des Buchs wurde mit seinem Erscheinen 1968 schnell auch zum Motto zahlreicher Gartenliebhaber. Foersters Traum vom immerwährenden Garten ließ ihn nicht nur Farne und Wildstauden in die deutsche Gartenkultur einführen und stand- und witterungsfeste Beetstauden züchten. Seine Arbeit als Schriftsteller bildete Anfang des 20. Jahrhunderts den Grundstock für eine weltoffene Gartenkunst.
Bornimer Stil
Gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Hermann Mattern war Foerster der Überzeugung, dass Architektur und Natur eine harmonische Einheit bilden können: Der Bornimer Stil – benannt nach dem Potsdamer Stadtteil, in dem Foersters Entwurfsbüro mit dem dahinterliegenden Garten liegt – zielt darauf ab, den Garten erstmals als Raum zu betrachten. Pflanzen funktionieren demnach als Raumbildner. Dabei sollen das Bodenprofil, die bereits vorhandenen Gewächse, das Klima sowie der Anspruch der einzelnen Pflanzen Orientierung bieten. Das Bodenrelief wird in seiner Beschaffenheit aufgegriffen und beispielsweise entsprechend aufgeschüttet oder ausgehoben. Vom Haus weg entwickeln sich vielfältig gestaltete Beete ohne Begrenzung hin zu immer ruhiger und großzügiger werdenden Flächen – bis der Garten scheinbar mit der Landschaft verwächst.
Buntes Gartengelage
Mattern zählte Foerster zu den „ganz wenigen Menschen, denen ich im Leben begegnet bin, die es sehr früh verstanden haben, ihre Begabung und ihre Klugheit zur Weisheit zu verwandeln“. In Foersters Garten versammelten sich in den 1920er- und 1930er-Jahren regelmäßig nicht nur Dichter, Gärtner und Architekten, sondern auch Musiker, Maler, Bildhauer und Wissenschaftler. Als „Bornimer Kreis“ teilten sie die Ideologie, den Garten als Hoffnungsträger und Gegengewicht zum Grau der Städte zu stärken. Sie waren jedoch weniger eine feste Arbeitsgemeinschaft als vielmehr eine lockere Gruppe von Naturphilosophen. Seinen öffentlichen Garten machte Foerster jedoch auch für jeden anderen Besucher zugänglich. Dafür nahm er sich lediglich heraus, jeden zu duzen, der gekommen war, um sein botanisches Design zu bewundern – wie zum Beispiel den ehemaligen DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck. Denn für Foerster standen die Pflanzen im Mittelpunkt. Und schließlich war es das, was auch die Besucher einte: Die Faszination an der Blüte – am besten das ganze Jahr über.