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Warum James Morrison Lady Gaga hört und seine ersten zwei Alben nur Schießübungen waren

Zalando News & Style

Es ist sein drittes Album, mit dem er laut eigenen Aussagen zu sich selbst findet. James Morrison wird als Soul-Wunderkind gefeiert, das mit einer Prise gefühlsbetontem Brit-Rock den musikalischen Nerv der Zeit getroffen hat; schon wieder. Der 27-Jährige verarbeitet in seinem neuesten Werk viel Seelenleben zu wohligen Herbstklängen. Das passende Album zur Jahreszeit – und darüber hinaus.

Zuerst möchten wir Ihnen zum  Einstieg in die englischen Album-Charts gratulieren: Nummer Eins, wow!

James Morrison: Vielen Dank! Ich konnte es gar nicht fassen. Ich freue mich wirklich sehr!

Haben Sie das erwartet?

Das kann ich so nicht sagen. Es ist mein drittes Album und ich bin wirklich sehr glücklich damit. Darum dachte ich mir schon: Hey, das wird gut. Aber ich konnte nicht ahnen, wie gut letztendlich wirklich. Und jetzt ging es tatsächlich auf Nummer Eins. Das ist ein neuer Schritt in meiner Karriere, der einfach so unglaublich ist!

Sie haben Ihrem neuen Album einen sehr bedeutungsschweren Titel gegeben, der die zwei Vorgänger ein bisschen in den Schatten stellt. Was unterscheidet das dritte Album von den anderen beiden?

Die vorherigen zwei Alben waren eher ein Selbstfindungsprozess, um herauszufinden, was mich eigentlich ausmacht als Künstler. Ich habe diesmal nicht zu viel nachgedacht, einfach gemacht. In meinem Leben passierten eine Menge emotionaler Dinge, die mich während der Entstehung beeinflusst haben. »The Awakening« ist einfach am meisten ich selbst.

Und darum auch der Titel, weil Sie sich jetzt wachgerüttelter fühlen?

Ja, ich bin aufgewacht und habe einfach zu mir selbst gefunden. Nicht nur in der Musik, auch in meinem eigenen Leben. Ich habe viel darüber nachgedacht, worum es im Leben eigentlich geht. Ich bin Vater geworden, habe meinen eigenen verloren – das waren Momente, die mich geprägt haben und mich dazu gebracht haben, mehr zu reflektieren.

Sie selbst haben gesagt, Ihre ersten beiden Alben waren eher Schießübungen und dass Sie es nicht noch einmal genauso machen würden. Warum nicht?

Ich war damals viel jünger. Zu dieser Zeit hat es für mich Sinn gemacht, zwei so poppige Alben herauszubringen. Ich habe dabei viel zu viel gedacht, mir war es so wichtig, ein paar richtig gute Zeilen für den nächsten Pop-Song zu schreiben. Jetzt gehe ich viel relaxter an die Sache heran. Mein Ziel ist jetzt, ehrliche und emotionale Songs zu schreiben und dabei Spaß zu haben.

Sie betonen oft, dass Ihre Songs autobiografisch sind. Wenn Sie über Liebe, Trauer oder Herzschmerz singen, ist das also jedes Mal ein Stück aus Ihrem Inneren. Bietet Ihnen die Musik eine Art von Selbsttherapie?

Ja klar, manchmal ist es das tatsächlich. Aber es ist doch auch viel komplizierter, über Situationen oder Probleme zu schreiben, die du nicht selbst fühlst oder erlebt hast. Etwas in der Fantasie durchzuspielen und es dann wirklich zu fühlen, ist einfach viel schwieriger, als wenn du selbst dadurch gehst.

Und wann gab es die erste Berührung mit Musik?

Das war schon ziemlich früh. Bei uns zu Hause lief immer Musik. Meine Mom spielte außerdem in einer Band, sodass ich musikalisch natürlich beeinflusst wurde. Mit 13 lernte ich dann, Gitarre zu spielen. Das war dann wohl der erste große Moment. Aber eigentlich nimmt Musik seitdem ich denken kann einen großen Platz in meinem Leben ein.

Auf dem neuen Album gibt es auch ein Duett – Ihr zweites, nach »Broken Strings« mit Nelly Furtado. Diesmal war es Jessie J: auch britisch, aber viel poppiger als Ihre Musik. Wie kam es trotzdem zur Zusammenarbeit?

Das war eher zufällig. Ich hatte den Song schon eine ganze Weile und das Demo war echt schlecht. Also hab ich ihn eine Weile ruhen lassen. Als wir im Studio waren, um ihn dann aufzunehmen, kam die Idee auf, daraus ein Duett zu machen. Das war eigentlich nicht mein Ziel und ich hielt anfangs auch dagegen, gerade weil auch »Broken Strings« so ein massiver Pop-Song wurde. Das war einfach nicht ich. Und das wollte ich diesmal vermeiden. Aber umso mehr ich dagegen ankämpfte, desto klarer wurde es, dass es ein Duett werden musste. Und Jessie J kam in Frage, weil sie einfach eine grandiose Stimme hat. Auch wenn sie eher ein Pop-Star ist, war es die Stimme, die passte und das Duett stimmlich zu einem interessanten Mix macht.

Und welche Musik läuft bei Ihnen zu Hause?

Also durch meine Tochter höre ich natürlich auch Sachen aus den Charts wie Jessie J oder Lady Gaga. Aber eigentlich steh ich auf Oldschool-Musik: Raggea oder Ska ist eher meins.

Welcher ist ihr momentaner Lieblingssong?

Also da gibt’s jetzt nichts aus dem Radio, aber ich hab da einen Song von Little Dragon gehört, dessen Name mir aber grad nicht einfällt. Auf jeden Fall war der echt cool.

Gibt es denn einen Ort, wo Sie unbedingt mal spielen wollen?

Ja, am Red Rock in Australien. Dort gibt es eine Bühne für kleine Gigs. Das wäre sicher großartig!

Was uns interessiert: Wie viele Gedanken machen Sie sich morgens vor dem Kleiderschrank?

Nicht allzu viele. Ich brauche vielleicht eine Stunde, um mich fertigzumachen – das aber auch nur, weil ich sehr, sehr langsam im Aufstehen bin. Theoretisch könnte ich es in 20 Minuten schaffen. Aber ich brauch morgens einfach meine Zeit, mit Kaffee und allem. Das Anziehen macht da wohl eher den kleinsten Part aus.

Und wie ist Ihre Grundstimmung zum Thema Mode im Allgemeinen?

Ich mag es klassisch. Ich versuche, der Mode nicht immer nachzugehen. Vieles, was grad neu herauskommt, ist echt Mist. Wie diese superengen Jeans beim Indie-Look – das ist echt nicht cool. Ich mag einfache Jeans, die gut sitzen, ein nettes T-Shirt und eine legere Jacke – nichts Aufregendes, aber entspannt.

Wir haben Sie fast noch nie ohne Ihre Kette gesehen – welche Geschichte steckt dahinter?

So ziemlich alles, was an der Kette hängt, war mal ein Geschenk und hat seine eigene Story. Da gibt es zum Beispiel eine Armeemarke mit meinem Geburtsdatum – mein Bruder hat auch so eine – und natürlich ein Kreuz. Das ist für mich einfach ein Zeichen der Zusammengehörigkeit, dass wir alle eine Gemeinsamkeit teilen: Mensch zu sein.

Ein schöner Satz. In diesem Sinne verabschieden wir uns, wünschen Ihnen noch viel Spaß in Köln und einen guten Heimflug.

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