[24. Juni 2020]
Sofrones muss mich für einen unglaublich unhöflichen Menschen gehalten haben. Während er uns über holprige Schleichwege von Kalavasos nach Tochni manövrierte, hatte ich keine Kraft für Konversation; noch nicht einmal fürs Nicken. Mein Kopf konzentrierte sich allein darauf, weiter aus dem Autofenster zu hängen. Denn dort lenkte mich der Fahrtwind von meinem Schwindel ab und ich konnte mir beinahe selbst vorspielen, mich eigentlich gar nicht übergeben zu wollen. Doch die schmalen Serpentinen waren des Fahrtwindes größter Feind – genau wie der Village-Vino am vorherigen Abend meiner gewesen war. Merke: Was wie Schnaps schmeckt und wie Schnaps aussieht, ist Schnaps, egal was der Barbesitzer sagt.
Dabei hatte ich mich auf das Frühstück in Sofrones Taverne gefreut. Es sollte die Wiedergutmachung dafür sein, dass uns in der Nacht unserer Ankunft niemand unterzubringen wusste und wir durch die dunkle Walachei von einem zwar sehr freundlichen, vielleicht aber auch leicht angetrunkenen Mitarbeiter bugsiert wurden. Am Ende landeten wir in einem zweigeschossigen Apartment mit Quasi-Privatpool die Straße runter – eine Entschuldigung hatte Sofrones nicht wirklich nötig. Trotzdem hatte er morgens um halb zehn vor unserer Tür gestanden.
Nach drei Flaschen Wasser und griechischem Joghurt mit Granatapfelkernen auf der Restaurantterrasse hatte ich das Gefühl, meine Mimik wieder unter Kontrolle zu haben. Ich schleppte mich anschließend an den Hotelpool. Dort versuchte ich dann meinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen; und gleichzeitig nicht noch einen Sonnenbrand zu bekommen.


